Im Winter 1846/1847 verursachten mehrere Missernten eine Hungersnot in ganz Europa und so auch im Westerwald. Das wenige Brot, welches es noch zu kaufen gab, war für die arme Bevölkerung unerschwinglich. In dieser Notlage entwickelte Friedrich Wilhelm Raiffeisen eine Idee, die der Grundstein für das spätere Genossenschaftswesen werden sollte.
Zusammen mit mehreren wohlhabenden Einwohnern der Gemeinde Weyerbusch gründete er den „Weyerbuscher Brodverein“ zur Linderung der Hungersnot der Bevölkerung. Durch den Kauf großer Mengen Korn konnte er hierfür einen besonders günstigen Preis aushandeln. Raiffeisen ließ 1846 ein Backhaus in Weyerbusch errichten und stellte einen Bäckergehilfen ein. So konnte Raiffeisen das Brot zur Hälfte billiger als üblich verkaufen.
Auf Raiffeisens Vorschlag hin mussten nun die bessergestellten Einwohner das Mehl bzw. das gebackene Brot bar bezahlen, während es die Armen gegen Unterschrift eines Schuldscheines erhielten. Weil Raiffeisen den „Hülfsbedürftigen“ keine Almosen geben wollte, denn er war der Ansicht, dass Geldgeschenke den Charakter verderben, sollte das ausgeliehene Geld zu einem niedrigen Prozentsatz verzinst werden. Damit gelang es mittels Selbsthilfe, die augenblickliche Hungersnot zu überwinden.
Später bezog der „Brodverein“ auch billige, gute Saatfrüchte, um so den Gemeindebewohnern künftig eine bessere und ausreichende Ernte zu ermöglichen.